Mysterium Angebot und dessen Protagonisten

Das Angebot einer Dachdeckerfirma ist für einen gut geschulten und informierten Dachdeckermeister kein Buch mit sieben Siegeln.
Für einen Firmeninhaber, der einen Konsessionsträger sein eigen nennt, welcher notorisch den Betrieb meidet wie eine Person mit der Disposition auf einen anaphylaktischen Schock das Wespennest, erschließen sich nicht alle Leistungen aus individueller Unkenntnis.
Die dritte Spezies sind diejenigen, die in diesem Handwerk mal einige Wochen ihr Unwesen getrieben haben und mit Holz- und Bautenschutz den Markt nicht gerade bereichern. Sie vermuten in den vielen detaillierten Positionen oft Unsinn und haben eine eigene Theorie, auf eine subjektive Intuition beruhend, was richtig und was falsch ist.
Allen gemeinsam ist der Umstand, dass sie ihre Leistungen einem Kunden anbieten. Mit mehr und minder aussagekräftigen Angeboten.

Nun kommen wir zu dem Bauherrn, der aus den vielen Worten, Termini und unbekannten Werkstoffen denjenigen heraussuchen muss, der seine Vorstellung von einem einwandfreien Dach realisieren soll. Er blättert erfahrungsgemäß nach Erhalt bis zur letzten Seite der Offerte und kann dem Hyperventilieren nur dadurch entrinnen, indem er sich in den Sessel plumpsen lässt und langsam ein- und ausatmet. Er erkennt nicht ad hoc die Unterschiede in den Angeboten und vermutet bei einem der etwas teureren, es handle sich um den Versuch, ihn um seine Ersparnisse zu bringen.

Aber da liegt er falsch, denn jeder Handwerksmeister hat seine fixen Kosten, die er kalkulatorisch auf seinen Stundenlohn umlegt.

Und genau das ist die Krux.

Darum, lieber Kunde, rufen Sie Ihren Dachdeckermeister an, lassen sich dessen Angebot erklären und werden dann verstehen, warum er etwas teurer ist.

Zum einen wegen der Nebenkosten, zum anderen, weil er regelkonform arbeitet, was bei den Firmen ohne eine Qualifikation oft nicht der Fall ist.
Aber – zu deren Verteidigung – sie wissen es nicht besser.

Aber wenn Sie glauben, es wäre keine Klimax möglich, dann haben Sie sich getäuscht. Genau hier kommen die dubiosen Firmen zum Einsatz, die bei Ihnen, lieber Eigentümer, klingeln, eine kostenlose Dachinspektion anbieten und anschließen mit einer dramatischen Schilderung Ihres Daches aufwarten, ohne rot zu werden. In Panik wird das handschriftliche Angebot paraphiert, worauf sich der besagte Dachdecker schmirgelnd seine erwartungsvollen Hände reibt. Einen Tag später steht das Gerüst und das Unheil nimmt seinen Lauf. Weder Fachregeln, das neue Gebäudeenergiegesetz oder Brandschutz finden ihre berechtigte Anwendung. Und wenn die Gegend abgegrast wurde, verschwinden diese Betriebe von der Bildfläche und tauchen wie der Phönix aus der Asche unter einer anderen Firmierung wieder auf. Als wäre nichts gewesen.

Man nennt sie Dachhaie, wobei man an den Tieren in den Tiefen des Meeres Unrecht begeht, denn im Gegensatz dazu sind diese eher harmlos.